Suche
Close this search box.

Fußball

1988 feierte die niederländische Seite ausgelassen an der Neustraße als die Elftal am 25 Juni Europameister wurde. (Foto: W. Sevenich)

Fußball ist eine Leidenschaft, die auch Leiden schafft, so auch an der Neustraße.
Insbesondere die Jahre 1974, 1988 und 1990 sind vielen in Erinnerung.
Bei einer vorhandenen Grenze sind die Menschen auf der anderen Seite „die Anderen“.
Der Sieg der eigenen Mannschaft oder dessen Niederlage erzeugt eine menschliche Reaktion: man siegt oder leidet mit.
Für viele ist es besonders reizvoll, diese Reaktion in Form von Provokationen an der Nahtstelle kundzutun, welche die unmittelbaren Teilnehmerfans trennt.
Hier bot die Neustraße in der Vergangenheit günstige Gelegenheiten, wenn es darum ging, niederländische oder deutsche Gefühle auszudrücken. Insbesondere nach Länderspielen rotteten sich „Fußballfans“ an der Grenze zusammen, provozierten gegenseitig die „auf der anderen Seite“, schrieen sich an und wurden handgreiflich.
Wenn die „Dritte Halbzeit“ auf der Neustraße nicht von selbst warmlief, dann half – bewiesenermaßen – die jeweils nationale Presse mit Vertretern vor Ort schon mal nach, indem Rädelsführer notfalls mit Geld angestachelt wurden. So fielen auf deutscher Seite Reporter der Bild und auf niederländischer Seite der Reporter Mart Smeets als „Aufputscher“ auf.
Schließlich waren deutsche und niederländische Polizeibeamte in Hundertschaftsstärke da, um die Lage unter Kontrolle zu halten, und die sollten doch nicht umsonst gekommen sein.
Das heutige vorbildliche, polizeiliche Miteinander niederländischer und deutscher Polizei hatte auf der Neustraße ein sehr produktives Trainingslager.

Peter Dinninghoff

Es war ein gegenseitiges Necken, aber in der direkten Nachbarschaft mit einem Augenzwinkern. Nach dem Sieg der Deutschen 1974 feierten die Niederländer 1988 ausgelassen an der Neustraße. 1990 kam es dann in der Revanche zu großen Ausschreitungen. Allerdings waren diese zuvor durch die Presse regelrecht herbeigeredet worden. 1992 befürchtete man eine Wiederholung, aber auch aufgrund der starken Polizeipräsenz blieb es ruhig und die Einheimischen bewiesen, dass man zusammen feiert und sich nicht durch Dritte provozieren lässt.

1988 – Die Elftal ist Europameister (Foto W. Sevenich)

Nach den Ausschreitungen bei der Fußball-WM 1990 war die Polizei bei der darauffolgenden Europameisterschaft 1992 gut vorbereitet. Als in der Vorrunden-Gruppe 2 Deutschland und die Niederlande (1:3) am 18. Juni 1992 aufeinandertrafen, zeigte die Polizei entlang der Neustraße Präsenz:

(Foto: W. Sevenich)

(Foto: W. Sevenich)

Aber die Anwohner zeigten auch, wie sie zusammen feierten:

(Foto: W. Sevenich)

Nach oben scrollen

Zeitzeugenbericht

Zeitzeugen – Corine Schurer

1974 verlor die Niederlande gegen Deutschland im Finale der WM. Die Niederlande war großer Favorit und daher sehr enttäuscht. Die deutschen Zollbeamten provozierten die niederländischen Grenzüberquerenden, indem sie mit den Fingern 2-1 formten und dabei lachten.

Die Folgen waren, dass die Anwohner sich in den darauffolgenden Jahren freuten, wenn die deutsche Elf einen Fehltritt machten.

1988 kam dann die Revanche. In Hamburg, EM, wurde Deutschland im Halbfinale geschlagen (2:1). Es entstand ein spontanes Volksfest an der niederländischen Seite. Die deutsche Seite war im Dunkeln gehüllt. Rollos runter und Lichter aus. Ein paar Tage später wurde die Niederlande Europameister.

1990 bekam Deutschland wieder eine Revanche bei der WM in Italien. Im Achtelfinale standen sich wieder Deutschland und die Niederlande gegenüber. Es war an einem Sonntag und in Kerkrade war Kirmes. Es war bei der Bevölkerung bekannt, dass viel Polizei in der Stadt anwesend war, jedoch nicht sichtbar.

Schon ab den frühen Nachmittag machte das niederländische Studio Sport-Reportagen von der Neustraße. Der bekannte Moderator Mart Smeets berichtete „dass es sich richtig unheimlich“ anfühlte da zu stehen, obwohl gar nichts passierte.

Diese Art von Reportagen wurden stundenlang gesendet, so dass irgendwann sich Motorclubs in Bewegung setzten. Das entartete dann am späten Abend in Schlägereien. Was bis dahin immer nur Sticheleien waren, wurde jetzt eine Schlacht. Kerkrade hat daraufhin Smeets als Persona „non Grata“ gekennzeichnet. – Er hat sich Jahre später entschuldigt.

(Deutschland gewann dieses Spiel übrigens 2:1.)

1995 endet Roda JC als 2e in die Eredivisie (1e Bundesliga NL). Genau an dem Wochenende war die Eröffnung der neugestalteten Neustraße. Die Mannschaft ist dann auch auf dem Podium auf der Neustraße geehrt worden.