Burg Herzogenrath
Burg Rode links, im Vordergrund Rückfront der Häuser an der damaligen Hauptstraße, heute Kleikstraße, sowie Kirche St. Mariä Himmelfahrt und Rolduc im Hintergrund 1939/1940 (Archiv Burg Rode)
Die ursprünglich aus der adligen Familie des Ahrgaus stammende Grafenfamilie von Saffenberg herrschte um das Jahr 1060 herum über das Gebiet Herzogenrath. Die Hauptburg dieser Familie, die Saffenburg, lag im Ahrtal in der Nähe von Mayschoss.
Der Graf von Saffenberg hatte das königliche Geleitrecht in seinen Landesteilen auf der wichtigen Handelsverbindung zwischen Köln und Flandern.
Dieses Geleitrecht diente dem Schutz von Händlern. Für dieses Geleitrecht durften Zollstellen eingerichtet werden, an denen die Händler für Schutz und Wegebenutzung bezahlten.
Seit der Römerzeit führte die Hauptstrecke zwischen Köln und der Kanalküste über Jülich, Heerlen, Maastricht und Tongeren weiter nach Westen.
Im Mittelalter wurde die Strecke aber weiter nach Süden gelenkt und verlief jetzt von Jülich über Aldenhoven und Alsdorf nach Herzogenrath und weiter über Heerlen, Maastricht nach Boulogne-sur-Mer.
Auf dem Felsen neben dem Wurmübergang in Herzogenrath entstand die Zollburg des Grafen von Saffenberg und am Fuße der Burg entstand die Burgsiedlung, die sich später zum ummauerten kleinen Städtchen Herzogenrath entwickelte.
Das östliche Untertor an der Wurm und das Obertor Richtung Kerkrade und Aachen bildeten die Hauptachse durch den Ort. Als drittes Stadttor gab es noch eines in Richtung Eygelshoven.
Peter Dinninghoff
Blick von der Kleikstraße auf die Burg (Foto: Petra Baur, Stadt Herzogenrath)
Der Name Burg Rode wird zum ersten Mal 1104 urkundlich in den „Annales Rodenses“ erwähnt. Burg Rode ist ein Nebenschloss der Grafen von Saffenberg, deren Stammsitz, die Saffenburg, in Mayschoss im Ahrtal liegt. Am Fuß der Burg Rode verlief in jener Zeit einer der bedeutendsten Handelswege Westeuropas, von Köln am Rhein über Maastricht an der Maas und Antwerpen an der Schelde in Richtung Nordsee und London. Die Straße führte nahe der Burg über den Fluss Wurm. Als Gegenleistung für den Schutz der Passanten erlaubte der Kaiser den Grafen, Zoll zu erheben.
Ein viele Jahre andauernder Streit zwischen den Grafen von Saffenberg und den Herzögen von Limburg um das Land von Rode endete schließlich 1136 mit der Heirat des späteren Herzogs Heinrich II. von Limburg mit Mathilde von Saffenberg. Es entstand der Name „‘s Hertogenrode“, sinngemäß „des Herzogs Rodung. Als ’s-Hertogenrode nach dem Wiener Kongress 1815 zu Preußen kam, entstand der Name Herzogenrath.
Die Stadt Rode bekam um 1160 Stadtrechte, Herzog Walram IV. verlieh der Stadt um das Jahr 1260 das Münzrecht. König Rudolf von Habsburg verlieh der Stadt 1282 auch das Recht, limburgische Münzen zu prägen. Nach dem Tod der kinderlosen Irmgard von Limburg, verheiratet mit Rainald I. von Geldern, kommt es auf Grund des Streites um die Erbrechte zu einer der größten Ritterschlachten des Mittelalters, der Schlacht bei Worringen (1288).
Danach kam das Land von Rode unter die Herrschaft der Herzöge von Brabant. Herzogin Johanna von Brabant übertrug zwischen 1387 und 1396 die Souveränitätsrechte über Limburg und die Länder “von Overmaas“ (die Länder westlich der Maas) an Herzog Philipp II. von Burgund. Zwischen 1389 und 1393 wurde der heutige Turm der Burg durch den Burggrafen Goswin von Heer erhöht. Durch die Heirat Maximilian I. von Österreich mit Maria von Burgund 1477 kommt das Land wieder in den Besitz des Hauses Habsburg und wird als Lehen an Herzog Wilhelm V. von Jülich gegeben. Karl V. kauft das Land von Rode 1544 zurück und Rode wird den Habsburgischen Niederlanden angeschlossen, zuerst der spanischen, ab 1713 der österreichischen Linie. In dieser Zeit herrschen politische und religiöse Unruhen. Um 1684 führt der französische König Ludwig XIV. seine Räuberkriege, in deren Folge die Stadt samt Burg verwüstet wird. Nur der Rundturm der Burg bleibt erhalten.
Die Regierung der Österreichischen Niederlande in Brüssel beschließt 1750, die Burg als Verwaltungssitz herzurichten. Zu diesem Zweck werden zwei Flügel erbaut, einer rechts und einer links des Turms. In den Räumen der Burg fanden in diesen Jahren die „Bockreiterprozesse“ statt.
Das ehemalige Land von Hertogenrode wird 1794 mit Ausnahme von Welz und Rurdorf dem Arrondissement Maastricht angegliedert.
Nach dem Wiener Kongress 1815 ist der Fluss Wurm die Grenze zwischen Kerkrade und dem preußische Herzogenrath, bis im Jahre 1817 die heutigen Grenzen festgelegt werden. Danach wird die Burg versteigert, wobei die Stadt Herzogenrath das Kaufrecht erwirbt. In den folgenden Jahren verfällt die Burg immer mehr, bis der Fabrikant August Schmetz aus Herzogenrath sie 1877 wieder aufbaut. Im Jahre 1903 lässt der Fabrikant Georg Ahlemeier die Burg in ihrer heutigen Form durch den Aachener Baumeister Prof. Buchkremer renovieren. Der Sohn Ahlemeiers verkauft 1913 die Burg wieder an die Stadt Herzogenrath, die dort das Rathaus und die Bürgermeisterwohnung einrichtet.
Am 23. Mai 1982 überträgt die Stadt Herzogenrath die Burg an den Verein “Burg Rode e.V.“. Zweck des Vereins ist die Erhaltung der Burg als historisches Bauwerk sowie die Gestaltung der Burg als kulturelles und gesellschaftliches Zentrum in der Stadt Herzogenrath. Alle Mitglieder dieses Vereins arbeiten ehrenamtlich, es werden Konzerte, Vorträge und Ausstellungen organisiert. Alle Veranstaltungen verstehen sich auch als grenzüberschreitende Angebote.
Zu den Highlights gehört seit langem das Burgfest am ersten Juniwochenende eines jeden Jahres, zu dem regelmäßig mehr als 30.000 Besucher kommen. Darüber hinaus ist auch der Weihnachtsmarkt in Zusammenarbeit mit dem Stadtmarketing e.V. und der Stadt Herzogenrath zu einer Großveranstaltung geworden.
Beliebt sind bei vielen Bürgerinnen und Bürgern auch die Eheschließungen in der Burg, die ein festliches Ambiente bietet. Die verschiedenen Räume können gegen einen angemessenen Preis gemietet werden. Außerdem bieten wir Gruppen (nach Reservierung) Rundführungen durch Burg Rode an, vom Keller bis zum Turm. Kindgerechte Führungen können auch unter Leitung der “Limburger Ritterschaft“ reserviert werden. Informationen über alle kulturellen Angebote finden Sie unter: www.burgrode.de
Doch im Laufe der Jahre wurden immer mehr Sanierungsmaßnahmen erforderlich. Und die Stadt sah immer größere Schwierigkeiten, Baumaßnahmen für ein Gebäude zu tragen, das sich nicht im städtischen Besitz befand. Am 19. Dezember 2022 übertrug der Verein Burg Rode e.V. die Burg an die Stadt Herzogenrath. Damit gehört die Burg wieder in Gänze der Stadt Herzogenrath.
Catharina Scholtens